Einbringen eines Pufferspeichers in das Erdreich, Bild: Hummelsberger Schlosserei GmbH
Hummelsberger Schlosserei GmbH
Einbringen eines Pufferspeichers in das Erdreich, Bild: Hummelsberger Schlosserei GmbH

Exportschlager bayerisches Handwerk - Wärme in Vakuum verpackt

Die Hummelsberger Schlosserei GmbH, ein Stahlbauunternehmen mit Sitz in Mühldorf, hat für den „Vakuum-Pufferspeicher“ auf der Internationalen Handwerksmesse München 2011 den Bayerischen Staatspreis erhalten. Die Entwicklung des Vakuum-Pufferspeichers wurde durch das Bayerische Zentrum für Angewandte Energieforschung (ZAE) begleitet. 2014 hat sich die Firma Hummelsberger für den Bayerischen Energiepreis beworben.

Bayern Handwerk International hat mit Jürgen Melzer, Dipl.-Ing. (FH) gesprochen, er ist einer der beiden Geschäftsführer der Hummelsberger Schlosserei GmbH.

 

BHI: Die Hummelsberger Schlosserei GmbH hat Arbeiten an der Olympiahalle in München, in den Kammerspielen München und am Münchner Flughafen ausgeführt und zudem den Staatspreis für einen Vakuumspeicher erhalten. Was ist das Verbindende zwischen diesen Projekten?

Melzer: Das Verbindende zwischen diesen Projekten ist, dass alles mit Stahl zu tun hat. Unser Fertigungsbereich reicht von Architektur-Stahlbau, Metallbau über Schlosserarbeiten, bis zum Behälterbau. Wir produzieren für Privatpersonen und für große Industrieunternehmen. Zu uns kann jeder kommen, die Auftragsgröße spielt keine Rolle. Wir haben auch Rahmenverträge mit verschiedenen Industrieunternehmen, zum Beispiel produzieren wir etwa 400 Behälter pro Jahr, die von der Firma Linde weltweit aufgestellt werden. Zusätzlich haben wir noch unseren Vakuum-Pufferspeicher als Wärmespeicher.

Pufferspeicher, Bild: Hummelsberger Schlosserei GmbH
Hummelsberger Schlosserei GmbH
Pufferspeicher, Bild: Hummelsberger Schlosserei GmbH



BHI: Und worin unterscheiden Sie sich von der Konkurrenz?

Melzer: Das Besondere ist: Wir haben viele Qualifikationen, unter anderem sind wir nach der DIN EN 1090 zertifiziert. Unsere Stärke ist auch, dass wir Sonderbauteile fertigen können. Auch in schwierigen Fällen finden wir immer eine entsprechende Lösung. Außerdem sind wir die Einzigen auf der Welt, die mit Vakuum Wärme speichern können.



BHI: … die Einzigen auf der Welt? In welchen Ländern sind Sie präsent?

Melzer: Mit unseren eigenen Produkten wie dem Vakuum-Pufferspeicher sind wir bis jetzt nur im deutschsprachigen Raum aktiv. Zuerst haben wir mit dem Vakuum-Pufferspeicher 2011 den Bayerischen Staatspreis gewonnen. Wir wurden danach ein paar Mal eingeladen, an Gemeinschaftsständen im Ausland teilzunehmen. Mit Bayern Handwerk International waren wir auf der Swissbau in der Schweiz und mit Bayern Innovativ zweimal auf der Energiemesse in Wels/Österreich und mehrmals auf der Intersolar in München. Nach einer erfolgreichen Vermarktung im deutschsprachigen Raum wollen wir unseren Vakuum-Pufferspeicher weltweit bekannt machen und vertreiben.



BHI: Welche Erfahrungen haben Sie auf Auslandsmessen gemacht?

Melzer: Wir haben bereits drei Speicher nach Österreich verkauft. Ein Pufferspeicher für ein Mehrfamilienhaus in der Schweiz ist in Planung. Diese Kontakte sind auf den internationalen Messen entstanden. Es ist ein Pflänzchen, das wächst.

 

BHI: Zurück zum Vakuum-Pufferspeicher. Das Projekt wurde vom Bundesumweltministerium gefördert und stand unter der wissenschaftlichen Leitung des ZAE. Erklären Sie uns das Prinzip?

Melzer: Der Pufferspeicher hat innen Wasser, das später durch die Heizkörper oder durch die Fußbodenheizung läuft. Erwärmt wird das Wasser durch Sonnenkollektoren oder Photovoltaik-Module. Das Besondere ist das Vakuum, damit bekommt man einen bis zu 10-fach besseren Dämmwert. Unser Speicher kann auch draußen teils oder ganz eingegraben werden. Dies bringt den Vorteil, dass im Haus dafür kein Platz vorgesehen werden muss. Bei einem Neubau spart man sich außerdem die Kosten für den umbauten Raum. Das gesparte Geld kann für den Speicher eingesetzt werden. Auch im Altbau kann ein Vakuum-Pufferspeicher nachgerüstet werden, der dann auch überwiegend mit Sonnenenergie beheizt wird.

Einbringen eines Pufferspeichers in einen Neubau, Bild: Hummelsberger Schlosserei GmbH
Hummelsberger Schlosserei GmbH
Einbringen eines Pufferspeichers in einen Neubau, Bild: Hummelsberger Schlosserei GmbH

BHI: Konkurrenzlos gute Isolierwerte hat der Vakuum-Pufferspeicher, so heißt es …

Melzer: So ist es. Mittlerweile wird versucht, unsere Idee nachzubauen. Wir wollen darum natürlich so wenig wie möglich nach außen dringen lassen. Und wir werden die Kunden von den Vorteilen unserer Vakuum-Pufferspeicher überzeugen.



BHI: Und die Vorteile bei Ihnen sind …?

Melzer: Die Leitungen fahren wir im Vakuumraum, sie sind deshalb genauso optimal isoliert wie der Tank selbst. Durch das Vakuum-Spaltverfahren haben wir keine Zirkulation im Speicher. Die Temperaturschichten werden aufrechterhalten. Sie können sich das wie eine Thermoskanne vorstellen, nur ist unser Speicher hundertmal besser. Wir verlieren pro Tag nur 0,2 Grad, bei minus 10 Grad Außentemperatur und bei 90 Grad im Inneren des Tanks. Das Haus kann so mit einer hohen solaren Deckung ausgestattet werden. Wir könnten einen Speicher mit bis zu 200 Grad beladen. Das kann außer uns keiner. 200 Grad sind aber der Ausnahmefall. Eine Richtlinie sieht vor, dass man eine Heizung nur bis 95 Grad, maximal bis 110 Grad fahren darf. Für höhere Temperaturen werden ein TÜV-Gutachten und eine Verfahrensprüfung benötigt. Dies ist mit hohen Kosten verbunden, aber es könnte von uns abgewickelt werden.



BHI: In welcher Größenordnung gibt es diese Speicher?

Melzer: Wir bauen die Speicher von 5.000 bis 37.000 Liter. Ein Speicher mit 15.000 Liter hat in der Regel eine Deckung von 70 bis 80 Prozent. In der Schweiz wird zum Beispiel Anfang nächsten Jahres ein Gebäude ausgestattet, das 800 Quadratmeter Wohnfläche hat und zu 100 Prozent mit Sonne beheizt wird. Kontakte zum Kunden konnten wir über die Intersolar und die Swissbau knüpfen.



BHI: Das Projekt wurde wissenschaftlich begleitet. Was war dabei Ihre Rolle?

Melzer: Wir haben den Speicher gebaut und die Forscher der ZAE haben alles im Einzelnen vermessen. Und im Zuge dieser Vermessung haben wir den „Schichtlader“ entwickelt. Er hat die Aufgabe, die jeweilige Temperatur, die aus der Solaranlage kommt, zu schichten: heißes Wasser ist ganz oben, kaltes Wasser ist ganz unten. Damit erreicht man einen höheren Nutzungsgrad. Dieser Schichtlader ist durch das ZAE patentgeschützt.



BHI: Wie kommt man auf eine solche Idee?

Melzer: Wir haben nach einer Alternative zur Nutzung unserer Behälterproduktion gesucht, sollten wir einmal im Behälterbau nicht mehr ausgelastet sein. Im Zuge unserer Teilnahme an der Handwerksmesse 2011 in München bewarben wir uns für den Bayerischen Staatspreis und stellten unsere Idee vor. Zuvor haben wir Speicher für die Kälte gefertigt und bei diesem Projekt haben wir das Verfahren umgedreht und Speicher für Wärme geplant. Damit wurden wir ausgewählt und erhielten den Bayerischen Staatspreis. Danach wurde nach einer Hochschule gesucht, die unsere Idee begleiten kann.



BHI: Was ist das Ziel für Ihr Unternehmen?

Melzer: Ich möchte die Vermarktung unseres Vakuum-Pufferspeichers weltweit vorantreiben, so dass aus dem Pflänzchen eine Pflanze und daraus dann ein ganzes Feld wird. Für die Energiewende in Deutschland kommt man an unserem Vakuum-Pufferspeicher nicht vorbei. Mit dem Vakuum-Pufferspeicher der Hummelsberger Schlosserei GmbH können 20 Prozent der derzeit in Deutschland benötigten Wärmeenergie eingespart werden. Leider wird der Einbau eines Vakuum-Pufferspeichers noch nicht durch staatliche Zuschüsse gefördert. Aber es gibt ein Umdenken, es gibt Bauherren, die machen sich Gedanken: „Wie schaut’s mit meiner Heizung in 10, 20 oder 30 Jahren aus?“ Der Bauherr muss jetzt das Geld investieren. In 15 bis 20 Jahren hat sich die Investition amortisiert und ab dann heizt er komplett mit Sonnenenergie. Und die Sonne schickt keine Rechnung.