Handwerksleistungen in der Denkmalpflege - Aufgabe mit Vergangenheit oder Zukunft?

Wer denkt schon beim Thema „Denkmalpflege“ an den legendären Borgward, den Opel Kapitän oder an eine alte Betonfassade aus den 1960er Jahren? Alle drei haben gemeinsam, dass sie Zeugnisse einer Epoche sind und erhalten werden müssen, um nicht verloren zu gehen. „Denkmalpflege ist kein starres Gebilde, das sich nur mit lange zurückliegenden Dingen beschäftigt“, sagt Wolfgang Lösche, „und es bilden sich zunehmend Bereiche heraus, die es bislang noch nicht gab, zum Beispiel die Restaurierung von Kunststoffen“. Wolfgang Lösche ist Leiter der Abteilung für Messen und Ausstellungen der Handwerkskammer für München und Oberbayern. Seine Aufgabe ist unter anderem, das Handwerk bestmöglich für die Aufgaben in der Denkmalpflege vorzubereiten.

 

Kernbereich der Denkmalpflege ist immer noch das Bauwesen, und hier bieten sich für Handwerksunternehmer auch die meisten Möglichkeiten, tätig zu werden. Das gilt nicht nur für die klassischen Berufe der Denkmalpflege wie Stuckateure, Schreiner, Vergolder, Kirchenmaler oder Parkettleger, auch Maurer, Spengler, Installateure und Elektriker mit dem besonderen Gespür für das Denkmal sind gefragt.

 

Denkmalpflege als Exportgut

Handwerk und Denkmalpflege hatte in Bayern eine lange Tradition, bevor in den 1970er Jahre mit dem akademischen Restaurator althergebrachte Berufe plötzlich ins Schwanken kamen. Vor 25 Jahren begann man schließlich, die Rolle des Handwerks in der Denkmalpflege neu zu überdenken, nachdem die handwerklich orientierten Berufe der Kirchenmaler und Vergolder immer mehr ins Abseits geraten waren. Man schuf Schulungszentren und das Weiterbildungsangebot „Restaurator im Handwerk“.

 

Nach kontrovers geführten Diskussionen und einem ersten Ansturm ist es um den Restaurator im Handwerk mittlerweile wieder recht ruhig geworden. „Wolfgang Lösche bedauert das, denn mit dieser Qualifizierungsmöglichkeit sind heute alle Beteiligten mehr als zufrieden. „Man betrachtet diesen Schritt als durchwegs richtig, denn man hat festgestellt, dass die Arbeit und auch die Zusammenarbeit auf den Baustellen mit dem Restaurator im Handwerk wesentlich an Qualität gewonnen haben.“

 

„Es gibt im Bereich „Handwerk und Denkmalpflege“ viel zu tun“, sagt Wolfgang Lösche. Und damit meint er nicht nur die konkreten Aufträge vor Ort, sondern auch die Aufklärungsarbeit und die Qualifizierung von Handwerksunternehmen. „Bayern hat 120.000 Denkmäler. Der Markt ist dennoch überschaubar“, so Lösche. „Nachdem nun der Aufbau in den neuen Bundesländern abgeschlossen ist, gerät mehr und mehr auch das Ausland in den Fokus.“

 

Bayern Handwerk International wird sich in den nächsten Monaten dem Thema „Export von Dienstleistungen in der Denkmalpflege“ widmen. Als Exportfördergesellschaft des bayerischen Handwerks ist die Gesellschaft gut in Netzwerke eingebunden und kann Impulse aus dem Handwerkeralltag aufgreifen und transportieren. Ziel ist nun, das Knowhow über den Export von Produkten und Dienstleistungen in der Denkmalpflege einem größeren Kreis von Handwerksunternehmen zur Verfügung zu stellen. „Das schaffen wir nicht alleine, dazu brauchen wir auch die Expertisen anderer Institutionen“, sagt der Geschäftsführer von Bayern Handwerk International, Andreas Gfall. „Wir haben dafür die Handwerkskammern, mit den für den Denkmalschutz zuständigen Mitarbeitern und Außenwirtschaftsberatern. Mit ihnen arbeiten wir sehr eng zusammen.“

 

Flexibilität, Gespür und der Wille, sich zu bilden

Das Handwerk in der Denkmalpflege ist eine sehr anspruchsvolle Angelegenheit, doch es hat nicht immer einen goldenen Boden. „Leider gibt es immer noch die Vergabepraxis, dass der billigste Anbieter einen Auftrag bekommt, und das ist nicht immer der am besten qualifizierte, beklagt Hubert Labisch. Der Landessprecher der Restauratoren im Handwerk der Landesgruppe Bayern und Baden-Württemberg im Verein Restaurator im Handwerk e. V. sagt: „Bei Aufträgen mit einer beschränkten Ausschreibung werden zwar immer häufiger Qualifikationen wie der „Restaurator im Handwerk“ oder ein Studienabschluss zum Diplomrestaurator gefordert. Zum Schluss spielt aber häufig der Preis die entscheidende Rolle. Das betrifft vor allem öffentliche Auftraggeber.“

 

Trotzdem genießt der Restaurator im Handwerk ein respektables Ansehen, auch bei den europäischen Nachbarn. „Die hohe Qualität deutscher Handwerker hat man mittlerweile auch im Ausland erkannt. In der Restaurierung im Handwerk haben die deutschen Handwerksmeister die bessere Ausbildung“, so Hubert Labisch. „Eine vergleichbare Ausbildung zum deutschen Restaurator im Handwerk gibt es in Österreich zum Beispiel nicht.“ Die Weiterbildung zum Restaurator im Handwerk bietet demnach gute Möglichkeiten, sich zu qualifizieren und auf sehr hohem auch grenzüberschreitend Niveau zu arbeiten.

 

In der Denkmalpflege zu arbeiten, ist allerdings nicht für jeden Handwerksmeister eine Option. Es ist hier eine große Flexibilität gefragt. Man muss Einsatz zeigen und ein gutes Gespür für das denkmalgeschützte Objekt haben. Außerdem muss man bereit sein, sich mit anderen Gewerken auszutauschen. Und nicht zuletzt sollte man in der Szene Netzwerke bilden. Was für den Export allgemein gilt, trifft für den Export in der Denkmalpflege ganz besonders zu. Wolfgang Lösche rät: „Man darf sich nicht abschrecken lassen, wenn man im Ausland vor einem Berg an Fragen steht. Man bekommt von den Kammern Hilfe.“

 

Am besten holt man sich Rat und Unterstützung, noch bevor man sich im Ausland nach Aufträgen umsieht. Bayern Handwerk International organisiert dazu eine Reihe von unterstützenden Maßnahmen. „Die größte Aufgabe wird sein, die bayerischen Firmen mit potenziellen Auftraggebern in Kontakt zu bringen“, so der Geschäftsführer Andreas Gfall.

 

Maria Weininger, Pressestelle Bayern Handwerk International