Heinz Soyer Bolzenschweißtechnik GmbH und eine Erfindung, die den Metallbau revolutioniert
Die Heinz Soyer Bolzenschweißtechnik GmbH in Wörthsee (Germany) konnte im März 2019 den Bayerischen Staatspreis entgegennehmen. Das Unternehmen wurde für besondere technische Leistungen im Handwerk ausgezeichnet. Die Jury ließ sich von der Erfindung des „Automatik-Bolzenschweißkopfes LSK-1 mit verschleißfreiem Linearmotor“ überzeugen. Hinter dem sperrigen Namen verbirgt sich eine Technologie, die den Metallbau revolutioniert.
Bayern Handwerk International hat mit dem Seniorchef des Unternehmens, Heinz Soyer, gesprochen.
BHI: Herr Soyer, Sie haben ein Verfahren entwickelt, die SRM-Technologie, bei der relativ dicke Bolzen auf dünne Bleche geschweißt werden können.
Soyer: Richtig. Mit diesem Verfahren wird der Keramikring ersetzt, der das aufgeschmolzene Schweißgut vom Bolzen und Grundmaterial zusammenhalten soll. Dieser Keramikring ist nur einmal verwendbar und wird nach dem Schweißen abgeschlagen. So wurden 70 Jahre lang größere Bolzen geschweißt. Ein Magnetfeld ersetzt nun den Keramikring, es hält radial das Metall zusammen.
Der Schweißwulst, der ansonsten störend wirkt, wird mit diesem Verfahren minimal gehalten. Für Anwender und Technik ist das ein Riesenfortschritt, denn dadurch ist das Bolzengewinde bis zum Grundmaterial nutzbar und eine durchgängige Verschraubung möglich. Weitere Vorteile dieses Verfahrens sind die Energieeinsparung von 70 Prozent, es gibt keine Schweißspritzer, keine kosten- und zeitaufwändigen Vor- und Nacharbeiten. Außerdem gibt es durch dieses Verfahren die Möglichkeit der Automatisierung. Durch den Wegfall der Keramikringe als Hilfsmittel werden außerdem Ressourcen gespart und die Entsorgungskosten von Schweißabfällen deutlich reduziert.
BHI: Ein Aspekt ist der Lichtbogen. Würden Sie uns erklären, was es damit auf sich hat?
Soyer: Der Lichtbogen funktioniert nicht mechanisch, sondern thermisch. Er hat eine hohe Temperatur und schmilzt den Bolzen und das gegenüberliegende Grundmaterial an. In das Schweißbad wird dann der Bolzen mechanisch eingedrückt. Das Ganze passiert in wenigen Millisekunden. Die Hitze wird so gesteuert, dass es im Schweißgut keinen schädlichen Einfluss gibt.
"Unser Slogan heißt: 'In Millisekunden für ewig verbunden.'"
BHI: Ich sehe schon, damit kann man Zeit einsparen.
Soyer: Genau. Es geht alles sehr schnell und es ist unlösbar verbunden. Das ist ein weiterer Vorteil. Unser Slogan heißt: „In Millisekunden für ewig verbunden.“
BHI: Ich will ich noch einmal zu den Anfängen Ihres Unternehmens zurückblicken. Was war der Hintergrund?
Soyer: Ich war vor 50 Jahren bei einem Hersteller für Schweißmaschinen tätig, der eine Lizenz aus Amerika hatte, das Bolzenschweißen in Deutschland einzuführen. Und ich habe mir immer gedacht: Das Bolzenschweißen kann man doch leichter machen.
BHI: War das die Geburtsstunde der SRM-Technologie?
Soyer: Wir haben erst, wie alle, konventionell mit Keramikringen geschweißt. Dann haben wir das Verfahren schrittweise verbessert, verfeinert und nach Innovationen gesucht. Das hat schließlich zum Erfolg geführt. Mit unseren Schweißgeräten kann man im Verhältnis 1:10 dicke Bolzen auf dünne Bleche aufschweißen. Das Metall brennt nicht durch und hat eine sehr geringe Einbrandtiefe. Das Bolzenschweißgerät steuert die Schweißzeit und den Lichtbogen so, dass die Beschädigung des Werkstücks bestmöglich vermieden wird.
BHI: Und wie verhält es sich mit dem Bolzenschweißkopf LSK-1?
Soyer: Das ist eine in der EU patentierte Neuentwicklung. Der Kopf denkt mit, steuert alles automatisch, ist voll vernetzbar im industriellen Produktionsablauf und erfüllt alle Voraussetzungen für den Industrie 4.0 Einsatz.
BHI: Für den Bolzenschweißkopf LSK-1 haben Sie den Bayerischen Innovationspreis erhalten. Es ist einer von vielen Preisen, darunter sind mehrere Innovationspreise, Bundespreise, der Seifriz-Preis und eine Reihe von Messe-Awards.
Soyer: Richtig. Manchmal sagen die Leute: „Der scho wieder.“ Wenn wir auf einer Messe sind und uns für einen Preis angemeldet haben, bekommen wir oft auch einen. Wir sind übrigens im Jahr auf 40 Auslandsmessen auf allen Kontinenten vertreten. Natürlich sind wir stolz darauf, wenn wir als mittelständischer Handwerksbetrieb mit 70 Leuten neben einem Weltkonzern mit Milliardenumsatz auf dem Podest stehen können. Das ist uns ein Ansporn, immer weitere Fortschritte zu machen.
BHI: Sie haben ein Stichwort genannt: Auslandsmessen. Wie sehen Sie beispielsweise die Chancen auf der Maschinenbaumesse in Brünn?
Soyer: Wir sind seit Jahren dabei. Ein Muss sozusagen. Es ist eine Auszeichnung, mit Bayern Handwerk International dorthin zu fahren, ein Gewinn, wenn man in diesem Kreis ausstellen darf. Tschechien, die Slowakei und Österreich sind dort gut positioniert. Darauf freuen wir uns schon.
BHI: Zurück zu den Preisen und Auszeichnungen: Warum Sie und nicht die anderen?
Soyer: Weil wir Dinge bringen, die es vorher noch nicht gegeben hat. Und in der Regel können wir das mit Patenturkunden belegen. Damit tun sich die Juroren etwas leichter, denn sie sehen: Die Neuheit ist als solches schon geprüft. Alles wird hier in Deutschland gefertigt. Und wir sind in allen möglichen Bereichen zertifiziert: in der Technologie, in der Qualität, im Gefahrenschutz, in der Nachhaltigkeit, in der Akkumobilität, im Arbeits- und Gesundheitsschutz. Wir erfüllen höchste Ansprüche, versuchen allem gerecht zu werden. Räuspern ist gerade noch erlaubt, aber Husten ist schon zu viel. Das ist alles ein großer Aufwand, lohnt sich aber und es gibt nur wenige Unternehmen auf der Welt, die das haben.
„Manche Konkurrenten behaupten, Lichtjahre voraus zu sein. Mir reicht eine Nasenlänge.“
BHI: Wie reagieren Sie auf die Konkurrenz?
Soyer: Wenn wir kopiert werden, ist das natürlich unschön, aber bis die anderen soweit sind, haben wir schon wieder was Neues. Manche Konkurrenten behaupten, Lichtjahre voraus zu sein. Mir reicht eine Nasenlänge. Und das ist gar nicht so einfach. Es bedarf einer großen schöpferischen Unruhe. Man hinterfrägt alles, jeden Tag: Was kann man besser machen? Und welchen Nutzen zieht der Kunde aus einer Sache? Die Innovationen entscheiden darüber, wer die Nase vorne hat. Wo wir an unsere Grenzen stoßen, arbeiten wir mit Wissenschaftlern zusammen. Und unsere Fragen sind dort immer willkommen.
BHI: Sie müssen sich um die Firmennachfolge keine Sorgen machen.
Soyer: Gottseidank. Wir sind ein Familienunternehmen, ein eingespieltes Team, meine Frau, mein Sohn, meine Tochter und mein Schwiegersohn. Und es gibt auch einen Enkel, der Interesse am Familienunternehmen zeigt, aber erst mal außerhalb unserer Firma Erfahrungen sammelt. Bald agieren also 3 Generationen unter einem Dach. Unser Familienunternehmen ist ein Garant für Stabilität, Zuverlässigkeit, Fairness.
BHI: Nun sagen Sie uns noch, wo wir überall die Bolzen finden, die mit Ihrem Verfahren hergestellt wurden?
Soyer: Überall, in allen technischen Geräten in Ihrem Haushalt, wie z. B. in der Kaffeemaschine, im Dampfgarer, im Bügeleisen sowie im Fassaden- und Fahrzeugbau. Das Auto bezeichnet man übrigens als „Nadelkissen auf Rädern“. Überall, wo was befestigt werden muss, steckt Bolzenschweißen drin. Bolzen sind die unsichtbare Verbindung.
BHI: Und ihr Ziel?
Soyer: Innovativ, unabhängig und selbstbestimmt zu bleiben.
BHI: Wir wünschen Ihnen dazu viel Erfolg.
Das Interview führte Maria Weininger, Bayern Handwerk International.
Heinz Soyer Bolzenschweißtechnik GmbH (www.soyer.de)